Kommunikation, Transparenz
Leistungen unter Beweis
Transparenz entsteht, wo ausreichend Information es ermöglicht, ein Geschehen, ein Verhalten, eine Entscheidung nachzuvollziehen. Am wirkungsvollsten wird sie am Blickwinkel des Außenstehenden, des Laien, des Nicht-Insiders oder der Öffentlichkeit gemessen.
Es hängt an der Kommunikation, wie Informationen ausgetauscht werden: schnell oder langsam, kurz oder lang, allgemein verständlich oder verschlüsselt, einseitig oder interaktiv. Mehr noch, Kommunikation und Transparenz beeinflussen das zwischenmenschliche Klima im Betrieb, auf Märkten, in der Gesellschaft und so auch Politik, Demokratie und Rechtsfrieden.
Kollektives Mauern zieht in die Büros ein
Wer kennt die Beschwerden nicht? Dieses oder jenes sei nicht „durchgestellt“ worden. Mit mir, mit uns werde sowieso nie geredet. Weshalb also sollten wir uns „in die Karten schauen“ lassen? Fair seien doch weder Kolleg*innen noch Vorgesetzte.
Andererseits wissen wir, dass wir viel reden und schreiben können, ohne viel zu sagen. Aber eben auch, dass es uns nicht gelingt durchzudringen, obschon wir uns sorgfältig mitteilen.
Sicher ist nur, dass alle am Ende den Sand beklagen, den wir einander täglich ins Getriebe rieseln lassen, und sich einmal mehr bestätigt fühlen. Das kollektive Mauern zieht über Flure, PC und Telefon in jedes Büro.
Nicht die Menge an Information entscheidet, ob Kommunikation kooperativ oder destruktiv, transparent oder nebulös wirkt. Vielmehr wird ihre Qualität durch Haltung, Methode und Inhalt bestimmt.
Wirtschaften im Dunkeln verdirbt den Charakter
Wer Anderen eine Grube grabe, falle selbst hinein, kommentiert der Volksmund. Nicht anders warnt Transparency International davor zu verkennen, wie eng das Innen und Außen eines Unternehmens zusammenhängen. Ein Wirtschaften im Dunkeln schädige nach Konkurrenten und Kunden irgendwann das eigene Haus, weil es den Charakter, den persönlichen wie den institutionellen, verderbe.
Die Vorstandsfrau und ihr „ehrbarer Kaufmann“ halten das Vier-Augen-Prinzip hoch. Sie mögen keinen Kontrollverlust. Schon schwerer fällt ihnen, ihr Mandat auf Zeit gegenüber einem großen Kreis potentieller „Gläubiger“ zu rechtfertigen. Doch Mitarbeiter*innen und Gesellschafter, Lieferanten, Darlehensgeber und Spender, Fiskus und Gemeinwesen wollen wissen, woran sie bei der Geschäftsleitung sind. Gerade dort, wo privat oder gemeinnützig öffentliche Aufgaben übernommen werden.
Man muss Niemanden mit Wirtschaftsdemokratie oder paritätischer Mitbestimmung erschrecken. Es würde schon das Einvernehmen reichen, Unternehmen und Verbände nicht in geschlossene Gesellschaften zu verwandeln, wie es autoritäres Regieren im Modell der „il-liberalen Demokratie“ versucht – mit dem falschen Versprechen der starken, weil unkontrollierten Hand.
Kommunikation führt keine Selbstgespräche
Transparenz verlangt Prozesse. Organisatorische und kommunikative. Und diese sind kontinuierlich anzupassen. Wie in jedem Netzwerk gibt es immer wieder Neues, verschieden hohe Level oder regelmäßig Störungen. Information sollte fließen, von oben nach unten, von innen nach außen – und jeweils zurück. Kommunikation ist kein Selbstgespräch, bewegt sich interaktiv, erwartet Feedback und Dialog. Sie stützt sich auf Foren, wo Gedanken ausgetauscht, Konzepte diskutiert, Neues probiert und Konflikte ausgetragen werden.
Sie erwartet Mitwirkung: erreichbar zu sein, sich zurückzumelden, auf Vorschläge und Beschwerden zeitnah zu antworten, sich vorzubereiten, Protokolle zu führen, Aufgaben termingerecht zu erledigen, Regeln einzuüben und wechselseitig Ziele zu vereinbaren.
Transparenz beginnt bei Buchhaltung, Organisation und Geschäftsvorfällen, setzt sich in Kontrolle, Controlling und Berichtswesen fort, bezieht Mitarbeitervertretung, Gesellschafterversammlung, Beiräte und Kommunalaufsicht ein, führt zu Jahresrechnung, Geschäftsbericht und mittelfristiger Planung, endet nicht bei Wirtschaftsprüfung und Steuererklärung.
Caritas und Diakonie schaffen Transparenzstandards
Denn sie stellt rückblickend, umfassend und nachvollziehbar die Unternehmensdaten auf die Webseite - ein „Muss“ für kleine wie große Akteure, die öffentliche und private elder einwerben.
Für ihre Sozialunternehmen haben Caritas und Diakonie gemeinsame Transparenzstandards (11.10.2010) herausgegeben. „Mit einer Nummer kleiner“ wirbt die Initiative „Transparente Zivilgesellschaft“ dafür, wenigstens zehn Informationen regelmäßig auf einen Blick zu aktualisieren: Name und Adresse, Vorstand und Gremien, Aufgaben und Satzung, Jahresrechnung und Geschäftsbericht, Personal und Spenden sowie Institutionen, mit denen die betreffende Körperschaft rechtlich und finanziell verbunden ist.
Transparenz ist kein billiges Marketing, sondern ein harterarbeitetes Markenzeichen, das von Geschäftsjahr zu Geschäftsjahr gerechtfertigt sein will. Kommunikation verlangt, ehrlich mit selbst zu sein, Leistungen unter Beweis zu stellen, um Vertrauen zu schaffen. Denn wer Anderen eine Grube gräbt, fällt selbst hinein … früher oder später!
Berlin im September 2018
Ernst Rommeney
Diplomkaufmann
SCS-Diakonie-Berater