Foto: Pfarramt Seyda

Pfarramt Seyda

Mit Ideen aus dem Abseits

 

Sie sind, was man eine „Basisgemeinde“ nennt. Denn sie sind rührig unterwegs, ihre Heimat gesellschaftlich und wirtschaftlich voranzubringen.

Ihnen ist nicht egal, wenn Geschäfte und Wohnungen leer stehen, dass Touristen und Investoren den Osten Sachsen-Anhalts wenig beachten. Sie wollen nicht hinnehmen, dass betagte Nachbarn den Ort verlassen, weil sie bei ihnen weder zu Fuß einkaufen  noch altersgerecht wohnen können. Und sie legen Wert darauf, dass die geistig-behinderten Bewohner*innen der Diakonie Diest-Hof zu ihrer Gemeinschaft gehören.

Seyda Berater

Gemeindediakonie mit Tradition

Sie sind 1.200 Mitglieder der neun Kirchengemeinden des Evangelischen Pfarramtes Seyda, die das Umland einer kleinen Stadt bilden, welche seit 2004 Ortsteil von Jessen ist und nahe Wittenberg liegt.

Martin Luther kam 1528 hierher zur ersten evangelischen Kirchenvisitation. Und Gustav von Diest, ein Schwager Bodelschwinghs, gründete 1883 eine Arbeiterkolonie am Stadtrand. Heute leben hier 95 erwachsene Menschen mit geistiger und mehrfacher Behinderung. Sie arbeiten in Landwirtschaft, Garten und Werkstätten des Diakonie-Gutshofes, dem zweitgrößten Arbeitgeber am Platz.

Seyda Baum

Gemeindecafé, Grundschule, Jugendarbeit

In dieser Tradition sehen die Kirchengemeinden ihren pastoralen Raum als einen sozialen an, in dem sie sich mit viel persönlichem Einsatz engagieren.

Sie haben nach und nach Kirchen und Pfarrhäuser saniert – und so Orte der Begegnung erhalten oder geschaffen, etwa als Treffpunkt im Gemeindecafé. In Seyda wurde die Grundschule „gerettet“, als es gelang, wieder mehr als 60 Schüler*innen anzumelden. Der CVJM, 1997 für die christliche Jugendarbeit gegründet, entwarf der Stadt eine Webseite. Die Region schloss ihre befahrbaren Wanderwege an den Elberadweg an – und nun findet sie sich auf internationalen Karten wieder.

Seniorenwohnen, Minimarkt, Gästezimmer

Sie mögen vielleicht nicht reich an finanziellen Mitteln sein, wohl aber an Ideen. Ihnen schwebt vor, Touristen für die Glücksburger Heide zu interessieren. Dafür sollen sich nicht genutzte Privaträume in Gästezimmer verwandeln.

Leerstehende Gebäude könnten saniert, umgebaut und erweitert werden. Die „Alte Schule“ regt zu betreutem Seniorenwohnen an. Und das „Alte Kaufhaus am Markt“ lässt an einen Minimarkt für den täglichen Bedarf denken. Er würde das Angebot Bäcker, Metzger, Bank, Landhandel und Friseur ergänzen. Diesem Plan für rund 3000 potentielle Kunden gibt eine Marktanalyse durchaus eine Chance, beispielsweise wenn der Nahversorger gemeinsam mit der örtlichen Diakonie als Inklusionsbetrieb geführt würde.

Alte Schule 2

Projektentwicklung 2018/2019

Nun hat das Pfarramt Seyda das Evangelische Johannesstift Berlin und den Senior Consulting Service Diakonie als Partner gewonnen, um aus Ideen noch mehr Projekte reifen zu lassen – fachlich und wirtschaftlich durchdacht.