Kirche im Quartier
Siemensstadt²
Drei evangelische Kirchengemeinde in Berlin-Spandau sehen sich herausgefordert – wieder einmal. In ihrer Nachbarschaft entstehen neue Wohnquartiere auf ehemals industriellen Arealen. Auch dort wollen sie von Anfang an – pastoral und diakonisch – präsent sein, alte mit neuen Sozialräumen vernetzen.
Gemeinden unterwegs in neuen Wohnquartieren
Sie starten in eine nächste Phase städtischer Entwicklung, die sie bereits seit 120 Jahren begleiten. Ihre Kirchen wurden einst inmitten von Siedlungen gebaut, welche für Tausende von Mitarbeiter*innen neu angesiedelter Fabriken errichtet worden waren: Luther (1896) in der Spandauer Neustadt, Christophorus (1931) in Siemensstadt und Weihnacht (1935) in Haselhorst.
Nach dem zweiten Weltkrieg zogen Flüchtlinge aus den deutschen Ostgebieten hinzu, später die Familien ausländischer Arbeitnehmer*innen. Nach dem Fall der Mauer wanderte industrielle Produktion ab.
In all der Zeit ging parallel die Zahl der Kirchenmitglieder zurück. Die Luther-Gemeinde teilte deswegen in den Neunziger Jahren ihre Kirche und schuf im rückwärtigen Raum neun Wohnungen auf drei Ebenen – eine frühe Antwort auf wachsende Nachfrage in Ballungsgebieten.
Drei Projekte auf dem Spandauer Reißbrett der Stadtplaner
Im Oktober 2018 verabredete der Siemens-Konzern mit dem Berliner Senat, 76 Hektar seiner Liegenschaft zu öffnen und die künftige Fertigung an zwei Standorten zu konzentrieren.
Bis 2035 werden dazwischen 2.750 Wohnungen und 420.000qm für Büros und Gewerbe, Wissenschaft und Forschung, Kita und Schulen, Geschäfte und Parks entstehen. Siemensstadt² soll mit den älteren Vierteln von Siemensstadt zusammenwachsen.
Nördlich davon ist eine grüne Insel Neues Gartenfeld mit 3.700 Wohnungen auf 59 Hektar Industriebrache geplant, umgegeben von einem alten und einem neuen Schifffahrtskanal.
Die Wasserstadt Oberhavel wurde ebenfalls für ehemalige Gewerbegebiete entworfen, an beiden Flussufern unweit von Altstadt und Zitadelle Spandau. Auf 206 Hektar sind schon 4.250 Wohnungen fertiggestellt, 8.500 werden noch hinzukommen.
Nur durch einen Forst getrennt, liegt der ehemalige Flughafen Tegel. Sein Gelände soll sich zu einem Forschungs- und Industriepark entwickeln: zur Urban Tech Republic.
Kirchliche Treffpunkte für ein nachbarschaftliches Miteinander
Der SCS-Diakonie unterstützt die drei Kirchengemeinden, Konzepte für pastorale und diakonische Angebote in den Neubaugebieten zu erarbeiten, Finanzierung sicherzustellen und Kooperationspartner zu finden.
Gedacht ist an inklusiv betriebene Treffpunkte für Nachbarschaften. Neben einem Café fürs persönliche Gespräch bieten sie Raum für Veranstaltungen, Konzerte und ehrenamtliche Aktivitäten aller Generationen, ergänzt von Quartiersmanagement, sozialer Beratung und Dienstleistungen.
Daraus spricht ein diakonisches Anliegen, ein spirituelles schwingt mit. Es angemessen auszudrücken, sucht ebenso eine Form innerhalb und außerhalb solcher Räume.